AWO S

1956 wird als Geburtsjahr der AWO 425 S angegeben.
Es gibt aber auch einige von 1955, da die Serienproduktion im Dezember des Jahres angelaufen ist. Die erste Modellreihe ist an den runden Tankschildern und an der flachen Sitzbank zu erkennen. Nachdem sich die Serienproduktion der 425 (Touren) stabilisiert hatte, folgte man in SUHL dem allgemeinem Entwicklungstrend und bereitete eine zweite Version (die AWO 425 S) vor. Sie war nur noch in den Konturen ihres Triebwerks (Motor, Getriebe, Kardan) mit der Stammutter vergleichbar. Das FAHRWERK dieses zweifelsohne stilistisch gut gelungenen Motorrades war für harten sportlichen Einsatz konzipiert. Es besaß eine HINTERRADSCHWINGE mit hydraulisch gedämpften, auf Soziusbetrieb umstellbaren FEDERBEINEN mit 100 mm Federweg und eine neuentwickelte TELESKOP - VORDERRADGABEL mit einem Federweg von 150 mm und ebenfalls hydraulischer Dämpfung. Dem Zug zu noch größeren Federwegen unter Inkaufnahme kleinerer Laufräder folgte man hier nicht, da die fahrmechanischen Eigenschaften eines größeren Rades besser sind.
Beide Räder besaßen warm gepresste VOLLNABENBREMSEN aus Leichtmetall mit eingezogenen Stahl- Bremsringen und Kühlrippen am Umfang. Bei 180 mm Durchmesser und 30 mm Belagbreite gewährleisteten sie optimale Verzögerung und waren durch eine günstige Hebelübersetzung auch sehr gut dosierbar.
Die gestufte SITZBANK, der voluminöse Kraftstoffbehälter mit einem Fassungsvermögen von 16 l und die in die hinteren Rahmenbögen eingefügten SEITENKÄSTEN prägten massgeblich den sportlichen Charakter der AWO 425 S. Die verschließbaren Behälter nahmen die NC- Batterie, den Reglerschalter und das Werkzeug auf und boten außerdem noch Platz für einen Ersatzschlauch und sonstige kleinere Utensilien. Zwischen ihnen saß ein großvolumiger LUFTBERUHIGER mit in den staubarmen Raum, hoch unter dem Sitz positioniertem Luftfilter. Auch eine Steckdose fand hier ihren Platz.
Die motorseitigen Neuerungen gegenüber dem Touren- Modell betrafen hauptsächlich den ZYLINDERKOPF sowie den ZYLINDER mit KOLBEN. Hier waren sowohl Erfahrungen eingeflossen, die in der Zwischenzeit im Motorsport gewonnen worden waren wie auch Erkenntnisse zur Wartungserleichterung und zur Gewährleistung einer besseren Öldichtheit. Die VENTILKAMMERN waren jetzt vereinigt, ohne dabei jedoch auf die thermisch vorteilhafte QUERSTROMKÜHLUNGzu verzichten, und für das Kraftstoff- Luftgemisch bestanden durch den um 15 Grad geneigten ANSAUGKANAL günstigere Einströmverhältnisse. Die dadurch erreichte FÜLLUNGSVERBESSERUNG brachte einen LEISTUNGSANSTIEG auf 14 PS bei 6300 U/min. Dem damit einhergehenden größeren Wärmeanfall war durch eine großzügige Verrippung des Zylinderkopfes Rechnung getragen worden, aber es verlangte auch den Übergang zu einem LEICHTMETALL - VERBUNDGUSS-ZYLINDER mit besserer Wärmeableitung. Die Spitzengeschwindigkeit lag bei 110 km/h, der Kraftstoffnormverbrauch bei 3,7 l/100.
Wie die Tourenmaschine, so wurde auch die 425 S ab 1957 in "SIMSON" umbenannt und wenig später, ebenfalls wieder auf Wunsch der Exportkunden, mit 2 gefederten EINZELSITZEN anstelle der durchgehenden Sitzbank ausgestattet. Dies war eine recht umstrittene Maßnahme, einmal wegen der größeren Sitzhöhe, die dadurch entstand, vor allem aber, weil das sportliche Konzept des Motorrades damit weitgehend verloren ging.